Flensburg – Von der dänischen Siedlung zur Grenzstadt

Der Ochsenweg war einst eine wichtige Handelsroute. Sie wurde verwendet, um Tiere aus Jütland nach Süden zu treiben.

Zugang zur Ostsee über den Fjord, wichtige Handelsrouten nach Jütland, Angeln und Friesland: An dieser strategisch günstigen Stelle entstand im 12. Jahrhundert eine Handelsniederlassung. Sie gehörte zum Königreich Dänemark und entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer Stadt, die erstmals 1240 urkundlich erwähnt wurde. 1284 erteilte der dänische König Erik Glipping die Stadtrechte, die von Herzog Waldemar IV. von Schleswig bestätigt wurde.

Krieg um die Vorherrschaft

Nordermarkt und Marienkirche wurden kurz nach der Stadtgründung gebaut.

Nach der Stadtgründung wurden zahlreiche Gebäude wie Marienkirche und Nordermarkt errichtet und 1345 eine Stadtmauer errichtet. Flensburg entwickelt sich zur wichtigsten Stadt des Herzogtums Schleswig, die Kaufleute betreiben einen regen Handel, darunter auch Salzhering. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts brach ein Konflikt zwischen Dänemark einerseits und den Grafen von Holstein und den Hansestädten andererseits aus. Dieser Konflikt gipfelt in einem Krieg, in dem Teile der Stadt zerstört werden und an dessen Ende das Herzogtum Schleswig an den Herzog von Holstein vergeben wird. 1460 wählten die Räte von Schleswig und Holstein den dänischen König Christian I. zum Herzog von Schleswig und zum Grafen von Holstein. Flensburg ist damit wieder dänisch und wird es auch in den folgenden Jahrhunderten bleiben.

Aufstieg in die Handelsmetropole.

Eine wichtige Konsequenz: Flensburg konnte sich von der wirtschaftlichen Vormachtstellung Lübecks lösen und wurde im 16. Jahrhundert – während der Einfluss der Hanse stetig abnahm – mit rund 200 Schiffen zur größten Handelsstadt der dänischen Krone. Damit einher ging eine Stadterweiterung und der Bau zahlreicher Gebäude und Anlagen, darunter das Nordtor und die Verkaufshalle Schrangen. Seine Blütezeit endete 1626 mit dem Dreißigjährigen Krieg, gefolgt von den Nordischen Kriegen (1712-1721). Flensburg wurde zunächst von den Wallensteinern zerstört, später mehrmals von den Schweden besetzt und verlor seine wirtschaftliche Bedeutung.

Flensburg wird zur “Rumstadt”.

In der Blütezeit des Rumhandels gab es in Flensburg rund 200 Rumhäuser.

Der Wiederaufbau begann 1721 mit nur neun Schiffen und einem versandeten Hafen. Der Handel mit Norwegen und insbesondere der Walfang sorgten für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Darüber hinaus beteiligten sich Flensburger Kaufleute am Tabak-, Rum- und Zuckerhandel mit dänischen Westindischen Inseln. Sie bringen Rohrzucker und hochprozentigen Roh-Rum von den karibischen Inseln in ihre Heimatstadt, verarbeiten ihn zu Zucker und trinkbarem Rum und verkaufen die Produkte weiter. Dieser Handel brachte Flensburg einen zweiten Wirtschaftsboom und machte es zu einem der wichtigsten Standorte für die Zuckerproduktion im dänischen Staat und einer Rumstadt. Es gibt zahlreiche Raffinerien, Brennereien und zeitweise bis zu 200 Rumhäuser. 1795 umfasste die Flensburger Handelsflotte wieder 295 Schiffe.

Noch heute gibt es in der Stadt zahlreiche Spuren dieser Zeit: alte Lagerhäuser, Höfe oder die stattlichen Häuser wohlhabender Kaufleute. Wer sie entdecken will, kann dies auf der Rum- und Zucker-Meile tun. Die 20 Stationen lange Stadtrundfahrt führt durch die gesamte Altstadt und dokumentiert die Handelswege der letzten 250 Jahre mit Hinweisschildern und einem kostenlosen Faltblatt, das in der Tourist-Information oder als Download erhältlich ist. Auch das einzige deutsche Rum-Museum im Keller des Schifffahrtsmuseums bietet einen guten Einblick in den Rum- und Zuckerhandel und seine Bedeutung für die Stadt.

Deutsch-Dänischer Krieg und Integration in das Deutsche Reich

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging auch die zweite Blüte der Stadt zu Ende. Mit der Niederlage Napoleons verliert Flensburg seinen wichtigen Handelspartner Norwegen und leidet auch unter dem dänischen Staatsbankrott. Nationale Konflikte sind ein weiteres Problem. Sie führten zum Schleswig-Holstein-Aufstand (1848-1851). Nach dem Sieg der Dänen wurde Flensburg bis 1864 zur Hauptstadt des Herzogtums Schleswig. Es folgte der Deutsch-Dänische Krieg (1864), durch den Schleswig-Holstein und damit auch Flensburg an Preußen fielen. 1871: Eingliederung in das Deutsche Reich.

Referendum führt zu neuer Grenze

Ein Grenzstein von 1920 markiert die deutsch-dänische Grenze in Wassersleben bei Flensburg.

Das Jahr 1920 markiert einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Stadt: In einem Referendum stimmt die Mehrheit der Nordschlesier für die Mitgliedschaft in Dänemark, während die Mittelschlesier und die Flensburger (75 Prozent) beschließen, in Deutschland zu bleiben. Dadurch entsteht eine neue Grenze, die fünf Kilometer nördlich der Stadt gezogen wird.

Flensburg ist auch heute noch eine Grenzstadt, die sowohl von deutscher als auch von dänischer Kultur geprägt ist. Etwa 20 Prozent der Bevölkerung gehören zur dänischen Minderheit, es gibt mehrere dänische Schulen und Kindergärten, eine Bibliothek, eine Zeitung, Kirchen und vieles mehr. Das Leben ist geprägt von einem friedlichen Zusammenleben, das Symbol und Modell für ein vereintes Europa ist. Der wirtschaftliche Schwerpunkt liegt auf dem Maschinen- und Schiffbau, der Mobilkommunikation, dem Dienstleistungssektor und den Universitäten. Rum spielt keine Rolle mehr – heute gibt es nur noch ein kleines Haus, das traditionell Romspezialitäten herstellt.

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